Wissenswertes zu Peter Roggendorf
von Thomas Schmitz, 03.12.2012
Viele Flittarder Bürger fahren beinahe täglich über die
Roggendorfstraße. Über all den Alltagssorgen kommt man in der Regel
nicht dazu, über den Namensgeber dieser Straße, die bis 1951
Gevelsberger Straße hieß, nachzudenken.
Ein Zufallsfund anlässlich einer Internetrecherche veranlasst mich, an
einen der bedeutendsten Flittarder Bürger der Neuzeit zu
erinnern. Gefunden hatte ich einen Artikel aus dem Stadtanzeiger vom
28. Mai 1930, den ich hier im Wortlaut wiedergeben möchte:
Peter Roggendorf, Flittard, 70 Jahre
Am morgigen Himmelfahrtstage tritt Herr Peter Roggendorf in Flittard,
ein alter Kölner Bürger, der nicht nur in seinem Heimatsort, wo die
Familie Roggendorf über 300 Jahre ansässig ist, sondern auch in
Merheim, Mülheim und später in Köln als Gemeindeverordneter,
Kreistagsmitglied und Stadtverordneter eine ersprießliche und eine
allgemein anerkannte öffentliche Tätigkeit entfaltet hat, in das
biblische Alter ein. Der alte Herr erfreut sich noch einer
ausgezeichneten körperlichen und geistigen Rüstigkeit, so dass seine
Mitbürger hoffen dürfen, ihn noch lange Jahre unter sich tätig zu
sehen.
Peter Roggendorf ist am 29. Mai 1860 in Flittard geboren. In den Jahren
1871 bis 1877 besuchte er die Höhere Schule in Mülheim, die dieses
Jahr die Feier ihres hundertjährigen Bestehens begeht. Am 1. Oktober
1878 trat er als Einjährig-Freiwilliger in das Feld-Art.-Regt. Nr. 23
in Köln ein. Seine öffentliche Tätigkeit begann damit, dass er am
1. Januar 1894 Gemeindeverordneter von Merheim rrh. Wurde. 1897 wurde
er Mitglied des Kreistags Mülheim und 1906 Beigeordneter von
Mülheim. Bei der Eingemeindung Mülheims nach Köln im Jahre 1914 wurde
er Kölner Stadtverordneter. Er hat dieses Amt als Mitglied der
Zentrumsfraktion bis zum Jahre 1924, wo er auf eine Wiederwahl
verzichtete, innegehabt und getreulich durchgeführt; aber auch nach
seinem Rücktritt blieb er bis zum Ende des vorigen Jahres in vier
Ausschüssen der Kölner Stadtverordnetenversammlung, in denen seine
Fachkenntnis besonders geschätzt wurde, in alter Weise tätig.
Außerdem war Herr Roggendorf über 35 Jahre lang Schiedsmann und 15
Jahre lang Deichhauptmann. In seiner engern Heimat war er 53 Jahre
lang Mitglied und Ehrenvorstandsmitglied der St. Sebastianus
Schützenbruderschaft, und 26 Jahre lang ist er Ehrenvorsitzender der
Kameradschaftlichen Kriegervereinigung gewesen. Schon diese nicht
erschöpfende Aufzeichnung der Ehrenämter, denen er sich stets mit Lust
und Liebe gewidmet hat, gibt ein Bild von seiner regen Tätigkeit im
öffentlichen Leben. In der Kölner Stadtverordnetenversammlung erfreute
sich Herr Roggendorf wegen seines entgegenkommenden Wesens in allen
Parteien großer Beliebtheit. Wir sind gewiß, dass sich unsern
herzlichen Glückwünschen noch viele, viele andre am morgigen
70. Geburtstag anschließen werden.
Der Verfasser kann zu Peter Roggendorf noch Folgendes ergänzen:
Seine Eltern waren der Bäcker und Landwirt Johann Roggendorf und
dessen Ehefrau Katharina Miltz. 1896/97 war er Schützenkönig der
St. Sebastianus Schützenbruderschaft Flittard. Ebenfalls war er
langjähriger 2. Vorsitzender des Kirchenvorstandes an St. Hubertus.
Desweiteren wurde ihm der Titel ''Ritter vom Heiligen Grabe'' verliehen.
Außerdem war er Inhaber des päpstlichen Silvesterordens. Peter
Roggendorf war seit 1899 mit Gertrud Klein aus Hetzenholz bei Much
verheiratet. Ihre Ehe blieb kinderlos. ''Der Gries'', wie er im
Flittarder Volksmund hieß, starb am 13.08.1948 im Alter von 88 Jahren
in dem von ihm erbauten Haus in der Flittarder Hauptstraße 48.
Schützenkönig xxx