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Anhang zur Satzung von 1910

Im Anschluß hieran, mögen einige Mitteilungen aus früheren Jahrhunderten über die Bruderschaft den Brüdern zur Kenntnis gebracht werden. Leider sind alte Aufzeichnungen wenig vorhanden.

Das älteste Schild ist der 1594 von Herzog Johann Wilhelm von Jülich, Kleve, Berg geschenkte silberne Vogel. Die eigentliche Gründung läßt sich nicht nachweisen. Umliegende Bruderschaften besitzen noch teilweise solche Schriftstücke, die älter sind, als der geschenkte Vogel. Es ist dies auch erklärlich, da eine Bruderschaft längere Zeit bestehen und für einen Fortbestand Gewähr leisten mußte, ehe ein Vogel geschenkt wurde. Für die damalige Zeit war der Vogel von bedeutendem Werte.
Im Jahre 1698 waren 18 Schilde und 11 Silbermünzen vorhanden, sodann an Geld 50 Gulden, 15 Albus und 4 Heller.

Der Vorsitzende wurde Vorsteher, der Vorstand Brudermeister und die Mitglieder Brüder genannt. Namen, die bis dahin vorkammen und heute noch existieren, sind folgende: Atzlenbach, Burrekoven, Fischer, Fußwinkel, Hansen, Nolden, Opladen, Paffrath, Roggendorf, Schlimgen, Schmitz, Weiler, Winand. (Johann von Stammel, Stephan von Stammel).

1699 erscheint der Name Heppekausen
1700 Pastor Manheim von Flittard 1695-1717
1701 Frhr. Wimar von Diepemdall, Stammheim
1703 Baumerich
1714 Müller
1718 Hagen, Vikar an St. Cunibertum, Cöln
1719 Augustinus Spels Pastor an St.Brigida, Cöln
1728 Pastor Wolff von Flittard 1717-1732.
1748 Jean Francis von Pfeill, Schloß Stammheim. 1748 Aubach
1749 Pelzer
1761 Roth
1764 Adam Rosell, Pastor in Flittard und Stammheim
1773 Christian Franz Graf von Königsfeld=Rothenfels
1778 Klein
1779 Fr. Ferd. Frhr. von Pfeill
1790 Maximilian Frhr. von Scharpfenstein genannt Pfeil
1790 Balthasar Vasbender Pastor hujus loci, B. Elyphius Pauli. 1801 Karl von Pfeill
1801 Ferdinand von Pfeill
1801 Niesen, Außem.
1818 Theodor Frhr. von Fürstenberg
1818 Simon Pannes, Michael Milz, Peter Zimmer, Wilhelm Lang, Heinrich Weiden.
1826 Tiebel
1831 J. Herkenrath Pastor, 1830-1842
1833 Franz Egon, Frhr. von Fürstenberg zu Stammheim
1843 J. Ph. Klein, Pastor 1842-1833


Ein Beschluß aus dem Jahre 1698 lautet:
,,Anno 1698 haben die Schützenbrüder haben für gut befunden, daß sie das Fest des hl. Märtyrers Sebastianus hinfüro hochfeierlich halten sollen und wollen, in beiden Nachbarschaften Flittard und Stammheim, damit Gott der Allmächtige durch die10.3 Fürbitte des h. Märtyrers Sebastianus die Pest von uns gnädig wolle abwenden und vor allem Unglück bewahren wolle. Deshalb sollen alle Brüder und Schwestern auf den Tag in Flittard dem hohen Amt der h. Messe beiwohnen und um den Altar gehen, daß der zeitliche Pastor vor seine Mühewaltung etwas bekomme.`` Dies Gelöbnis ist bis auf den heutigen Tag gehalten worden.

Im Jahre 1718 wurde beschlossen, daß derjenige, welcher Streit anfängt 1/2 Ohm Bier zur Straf geben muß, oder 2 Rthl, zahlen und wenn er nicht gehorcht, soll er durch Ihre Kurfürstliche Obrigkeit abgestraft werden.
Es war vorgekommen, daß in früheren Jahren ein Schützenkönig nach Rundschießen wieder den Vogel abgeschossen hatte. So wurde in demselben Jahre beschlossen, daß der Schützenkönig nur den ersten Schuß habe und bei Rundschießen nicht noch einmal schießen dürfe.
Als Namen für Geldmünzen kommen vor: Gulden, Albus, Heller, Schilling, Blaffert, Rthlr., Stüber, Thlr, Silbergroschen, Mark, Pfennige. Dem Könige wurde unter Bürgschaft überliefert: Der Vogel nebst Schilder, sodann das Material an Tischen, Bänken, Borden, Pfähle, Kranen, Trichtern, Helfger, Maßen und Kannen. Seit 1801 mußte jeder Schützenkönig einen neuen Tisch geben.
Die Generalversammlung war immer unter den Ruthen.
1835 hat Herr Graf von Fürstenberg eine wertvolle, seidene, gestickte Fahne geschenkt. In den Kriegswirren wurde das Fest häufig ausgesetzt, so von 1755-1764, während des 7jährigen Krieges, dann 1791-1801, während der französischen Revolution und 1810-1818, während der Freiheitskriege.
Bis zum Jahr 1891 bestand die Bruderschaft für Flittard und Stammheim. Die Zahl der Mitglieder war auf 400 angewachsen. Man hat es daher für gut befunden, eine Trennung vorzunehmen. Seit der Zeit besteht eine Schützenbruderschaft für Flittard und eine Schützenbruderschaft für Stammheim. Bei der Teilung verblieb für Flittard der alte Vogel, für Stammheim wurde auf gemeinsame Kosten ein neuer Vogel angefertigt. Die Schilder und das Geld wurden in zwei gleiche Hälften geteilt. Jetzt blühen beide Bruderschaften friedlich nebeneinander.
Bis heute besteht noch der uralte Gebrauch, daß die Mädchen den neuen Schützenkönig krönen, wofür sie entsprechend traktiert werden, ebenso holt der Schützenkönig die Frauen mit Musik zum Zelt und weist ihnen geeignete Speisen und Trank an.
Im Jahre 1894 erhielt die St.Sebastianus=Schützenbruderschaft von Flittard eine Allerhöchste Auszeichnung. Se. Majestät, unser allergnädigster Kaiser und König verlieh der Bruderschaft die silberne Adlermedaille. Ein weiteres Zeichen besonderen Wohlwollens erblickt die Bruderschaft in der Verleihung des Königl. Kronen=Ordens an unser verdientes Ehrenvorstandsmitglied Johann Roggendorf aus Anlaß seiner 70jährigen Zugehörigkeit zur Bruderschaft 1911.
Weil die Verhältnisse es erforderten, ordnete die Behörde an, daß ohne Kugelfänge nicht mehr geschossen werden dürfe. Dies war eine schwere Aufgabe, da die Bruderschaft sich bisher nicht aufs Sparen verlegt hatte. Durch die Hochherzigkeit unserer Ehrenvorstandsmitglieder Graf von Fürstenberg=Stammheim, Johann Roggendorf und Peter Roggendorf ist der Bruderschaft die Erreichung des Zieles wesentlich erleichtert worden. Die Bruderschaft ist 1910 in das Vereinsregister eingetragen worden, dadurch ist sie in der Lage Eigentum zu erwerben. Sie besitzt jetzt ein Areal von 1558 qm mit Kugelfängern und Aufbauten, worauf allerdings noch viele Schulden haften.

Ueber den Ort Flittard als solcher mögen auch einige Mitteilungen beigefügt werden. In den beiden ersten Urkunden aus dem Jahre 989 heißt es einmal Flitherthe und das andere mal Flitherte. Flutherde gleich angeschwemmter Boden. Nach allgemeiner Annahme ist die Kirche im Jahr 888 gegründet worden. Urkunden liegen nicht vor, doch die Ueberlieferung sagt so. Die erste urkundliche Erwähnung datiert vom Jahre 989. In diesem Jahre stellte Erzbischof Everger von Köln zwei Urkunden aus, zu Gunsten der Abtei St Martin zu Köln. In der ersten Urkunde schenkte er einige Güter in Flitherthe und in der zweiten erweitert er diese Schenkung, er überläßt der Abtei den Herrenhof mit der Fischereigerechtsame im Rheine, nebst der Kirche in Flittard . Diese Schenkung wurde am 11. November 1022 durchden h. Heribert Erzbischof von Köln bestätigt unter genauer Angabe des Zehntrechts. Aus den Urkunden geht hervor, daß die Pfarre Flittard im Jahre 989 bereits bestand, daß sie in engster Verbindung mit dem Herrenhofe zu Flittard gestanden hat und darf man annehmen, daß sie in der fränkischen Zeit von dem Besitzer des Herrenhofes gegründet wurde. Patron der Kirche ist der HL. Hubertus, wahrscheinlich um 656 geboren, er wurde vorzugsweise im Frankenlande zum Patron gewählt. Auch dieser Umstand deutet auf das Alter der Kirche. Im Jahre 1085 bestätigt Erzbischof Siegewin nochmals obige Schenkung und bemerkt in der darüber ausgestellten Urkunde zugleich, daß seine Vorgänger Anno II eine desfalsige Urkunde ausgestellt habe. Diese Urkunde scheint aber verloren gegangen zu sein. Im Jahre 1074 schenkte Erzbischof Anno dem Kunibertstift das Zehntrecht am Walde zu Flittard.
Seit 989, wo die Abtei St.Martin das Patronat der Kirche zu Flittard besaß, präsentierte sie bei Vakanz dem Erzbischof einen geeigneten Priester. Durch Bulle vom 9 März 1329 beauftragte Papst Johannes XXII der Erzbischof von Köln die Pfarrkirche zu Flittard mit der Kapelle zu Stammheim der Abtei St. Martin zu inkorporieren. Von jetzt ab schickte der Abt einen Ordensgeistlichen als Pastor nach Flittard . Der letzte Pastor aus dem Orden war Martin Esser, gestorben 1830.
Einige Daten aus älterer Zeit sind folgende: 1145 setzte Abt Wilhelm von St. Martin die jährlichen Leistungen des Hofes zu Flittard fest und in demselben Jahre bekundet Ezbischof Arnold die Schlichtung eines Streites zwischen dem Abte und dem Schultheiß von Flittard . 1216 bestimmte Abt Ludorf den Umfang der Fischerei bei Flittard. 1261 bekundet Abt Hermann eube Stiftung von Gütern zu Flittard an die Abtei.
Im Bereiche der Pfarre Flittard hatten um das Jahr 1700 das Zehntrecht: a) das Stift Gevelsberg im Zusammenhang mit dem ihm zugehörigen Büchelerhof bei Wiesdorf, b) die Abtei St.Martin, c) die Abtei Altenberg, d) der Pfarrer von Flittard. Auf diesen Zehnten haftete auch die Baupflicht der Kirche. An Stelle der alten Kirche wurde unter Pfarrer Rosell im Jahre 1768 auf Kosten der vorgenannten Zehntherren eine neue Kirche gebaut (abgebrochen im Jahre 1896). Der romanische Turm, aus dem 13. Jahrhundert stammend, blieb stehen. Es soll der zweite Turm auf demselben Fundamente sein. Vor der baufällig gewordenen Kirche, welche so alt wie der Turm war, gefand sich hier eine andere Kirche aus Holzbau, wie es deren in den ältesten Zeiten viele gab.
Erwähnenswert ist, was über Pastor Johann von Borken geschrieben steht, gestorben 1540. ,,Auf dem wenig einträglichen Wingertskamp hat er hunderte von Apfelbäumen gepflanzt, auch fremde Sorten von köstlichem Geschmack. Auf dem Werth, einer unfruchtbaren Sandbank im Rhein, hat er mit großer Kunst Weidenpflanzungen angelegt, die viel kosteten, aber auch heute noch mehr einbringen. Ueberall stehen jetzt viele Morgen Landes voll Weizen und Korn, auf denen noch vor kurzem nichts wuchs, als Dornen, Unkraut und schlechtes Gestrüpp. Auch war er ein trefflicher Meister in der Musik, die Kirchenorgeln zu Flittard und Stammheim hat er mit eigenen Händen gebaut.``
Wingertskamp heißt heute noch die Parzelle südlich der Bahnhofstraße10.4. Die älteren Leute wissen sich der alten Obstbäume und der schönen Früchte heute noch zu erinnern. Die Parzelle diente gleichzeitig von 1830-1850 als Fohlengarten. Gegen 1850 sind die Obstbäume gefällt worden. Das obere Werth heißt heute noch Prälatenwerth. Das untere Werth ,,Kameralwerth`` ist 1771 von dem Kurfürsten Karl Theodor in Erbpacht gegeben worden. Zu Anfang dieses Kahrhunderts wurde es abgelöst.
Die Überlieferung sagt, füher habe in Flittard eine höhere Schule bestanden. Sie wird auf folgendes zurückzuführen sein: Unter Johann von Borken fungierte als Kaplan in Flittard Christian von Prüm, welcher in der Musik sehr erfahren war und eine kräftige Stimme hatte. Er richtete eine Schule zum Unterricht der Jugend ein, welche aus der ganzen Gegend zahlreich besucht wurde, denn er besaß eine besondere Gabe die Schüler zu unterweisen. Er starb am 3. November 1539. Sein Tod wurde in Flittard und in der Umgegend sehr betrauert. Als Nachfolger von Johann von Borken wurde Gerhard von Loe im Jahre 1540 von seinem Oheim, dem Abte Gerhard von Loe als Pfarrer von Flittard eingesetzt. Achtzehn Jahre stand er der Pfarre vor, worauf er zum Abte von St.Martin gewählt wurde. Diese Würde bekleidete er zwölf Jahre und starb am 10. Dezember 1570. Solche Herren mögen gute Gönner der jungen Bruderschaft gewesen sein. Pastor Adam Rosell, bereits erwähnt, war von 1761-1774 Pfarrer, in Flittard , dann Pastor in St.Brgida und von 1788-1794 Abt von St.Martin. Nach seiner Aufstellung im Jahre 1768 betruf die Gesamtseelenzahl 398; Flittard hatte 46 Wohnhäuser und Stammheim 32.
Bis zum Jahre 1784 war das Werth eine Insel, bis 1769 auch das Grind noch. Später hat sich alles verlandet. Im Jahre 1769 fing der Wald an bei der Abzweigung des Dünnwalderweges und des Buschweges, gleich hinter dem Orte Flittard, erstreckte sich dann bis zur Dünnwalder Grenze.
Im neunzehnten Jahrhundert hatten den Zehnten: a) Der Pfarrer von Flittard, b) Graf von Fürstenberg=Stammheim, als Inhaber des Frohnhofzehnten, c) der Königl. Domänen=Fiskus, als Inhaber des Bongartshofes, Altenberger und Gevelsberger Zehnten. Sämtliche Zehnten sind nunmehr abgelöst, auch die Baupflicht wurde unterm 11. November 1869 abgelöst.
Ueber die Entstehung der Pfarrdotation und deren Geschichte im Laufe der Zeit finden sich keine Nachrichten vor.
Von Flittard führte ein adliges Geschlecht den Namen. Egilmar von Flittard wird urkundlich 1160 erwähnt als tapferer Ritter. Weiter Bruno von Flittard und sein gleichnamiger Sohn, dann Adolf von 1238-1265 und Hermann und Alrad. Dieser führte das Bergische Heer unter Kaiser Heinrich VII. nach Italien. Zu Ende des 14. Jahrhunderts scheint das Geschlecht der Edlen von Flittard erloschen zu sein. Auch von dem Edelhofe geschieht seitdem keine Erwähnung mehr. Gemäß Ueberlieferung soll der Edelhof gestanden haben, wo jetzt das Kloster steht.
Im 17. und 18. Jahrhundert das Flittard viele unruhige Zeiten erlebt. Von 1583 bis 1589 lagerten hier und in der Umgegend die Truchseßischen im Kriege gegen den Erzbischof von Köln. Sie lebten von Raub und nahmen den Landleuten von Königswinter bis zur Wupper alles Vieh und Hausrat weg. Es heißt sie hätten schrecklich gehaust. Deshalb berief Herzog Wilhelm IV 1586 die Gemeinden zur Wehrem um der Plünderung Einhalt zu tun. Ebenso im 30jährigen Kriege berief der Bürgermeister von Mühlheim, Paul von Stammheim, im Jahre 1623 die Bürger aus Mülheim und Umgegend zur Wehre. Die Wohlhabenden mußten mit einer Hackenbüchse, die Geringeren mit einem Spieß bewaffnet sein. Die ersten Jahre im 30jährigen Kriege haben die Spanier die ganze Gegend gebrandschatzt; dann kamen die Hessen, die Schweden, die Franzosen, die Böninghausensche Schaar unter dem Grafen Mansfeld. Von ihr heißt es: ,,sie lagerte sich im Jahre 1634 in den Dörfern um Mülheim. Sie verübte Mord und Raub, verfolgte die Landsleute wie das Wild. So z.B. wurden drei Männer zu Flittard, da sie in einer Scheune am Dreschen waren, von den Unmenschen ohne alle Veranlassung ergriffen und an die nächsten Bäume aufgehängt. Das war damals gang und gebe im Mansfeldschen Heere.`` Die Preise für Getreide und Vieh waren sehr hoch. Verschiedene Jahre konnte das Land nicht bestellt werden. Saatgetreide war nicht zu erschwingen. Entlassene Söldner, aufgelöste Heere bildeten Räuberbanden. Die Hessen machten alljährlich Streifzüge. Es heißt: ,,von 1628 - 1649 war die Umgegend keinen Monat von Plünderung frei.`` Das waren traurige Zeiten. Auch der 7jährige Krieg und die Plünderungen von 1791 ab, haben viel Elend für die hiesige Gegend gebracht. Danken wir Gott, daß wir in geordneten Zeiten in Frieden leben.

Flittard, den 1. Juli 1912